Cristin Terrill: Here Lies Daniel Tate

Sorry, dass der Titel englisch ist.
Sorry, dass das ganze Buch englisch ist.
Ich glaube, das gibt es (noch) nicht auf deutsch, aber ich finde es einfach so grundgut, dass ich es euch dennoch jetzt schon empfehlen will.

Was mich als erstes angesprungen hat, war dieser wunderbar doppeldeutige Titel: Here Lies Daniel Tate kann entweder bedeuten »Hier liegt (ruht) Daniel Tate« oder eben auch — und das ist für das Buch bezeichnend — »Hier lügt Daniel Tate«. Die ganze Geschichte über gibt es diesen doppelten Boden, und dank des unzuverlässigen Ich-Erzählers kann man sich nie so ganz hundertprozentig sicher sein, wie viel von dem, was er einem auftischt, nun gerade stimmt.

Worum geht’s?
(Das hier ist stumpf der übersetze Klappentext, aber ich mag den, also bleibt er so.)

Als der zehnjährige Daniel Tate aus einer der elitärsten Nachbarschaften Kaliforniens verschwand, blieb von ihm keine Spur.
Sechs Jahre später, als er auf einer verschneiten Straße in Vancouver wieder auftaucht, ist er nicht mehr derselbe Junge. Sein Haar ist dunkler, die Sommersprossen sind weg, und anfangs ist er zu traumatisiert zum Sprechen. Seine überglückliche Familie bringt ihn nach Hause in eine Welt aus Luxus und Komfort, an die er sich kaum erinnern kann. Mit der Zeit, versichern sie ihm, werden seine Erinnerungen zurückkommen; alles, was zählt, ist, dass sie wieder vereint sind.
Es ist perfekt. Ein Wunder. Bis auf die eine Sache.
ER IST NICHT DANIEL TATE.

»Daniel« — man erfährt nie, wie er wirklich heißt — ist kein auf den ersten Blick sympathischer Held. Er lügt und betrügt und mogelt sich als gerade Volljähriger in ein Heim für Jugendliche. Gleichzeitig beobachtet er so irrsinnig genau, und immer wieder klingt im Nebensatz seine wahre Geschichte zwischen all den Lügen durch, die ihn so hat werden lassen: gebrochen, raffiniert und gefühllos (Letzteres behauptet er zumindest selbst). Und im Laufe der Geschichte legt er eine rasante Entwicklung hin. Vielleicht.

Terrill, Cristin:
Here Lies Daniel Tate
Young Adult ab 14
Softcover, ISBN 978-1481480765
€ 17,00

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Eric Lindstrom: Wie ich dich sehe

Zuerst dachte ich, die erste Buchempfehlung, die ich hier schreibe, müsse irgendwie sensationell sein. Weltbewegend. Bedeutsam.

Muss sie aber gar nicht. Mein Blog. Meine Regeln.
Ich kann einfach irgendwo anfangen.
Und ich denke, ich werde mit “Wie ich dich sehe” von Eric Lindstrom beginnen.

Parker ist sechzehn und blind, seit sie einen Unfall hatte. Aber das bedeutet nicht, dass sie sich aufhalten lässt. Sie ist keine Protagonistin, die einem leidtun muss – zumindest nicht wegen ihrer Blindheit.
Parker ist ruppig und stark. Seit dem Tod ihres Vaters gibt sie sich für jeden Tag, an dem sie nicht weint, einen Goldstern. Und sie läuft, heimlich im Park. Die Strecke, die ihr Vater mit ihr trainiert hat, die sie kennt.
Es ist herzzerreißend, mitzuerleben, wie Parker sich selbst im Weg steht, wie sie die Welt nicht an sich heranlässt – und dann eben doch.

Parkers Geschichte ist nicht nur eine Geschichte darüber, sich nicht kleinkriegen zu lassen von der Welt, sondern viel mehr eine Geschichte um Freundschaft, Vertrauen und Heilung. Und nebenbei ist es noch eine wunderbar zarte und einfühlsame Liebesgeschichte.

Eric Lindstrom schreibt sehr präzise, und er liebt seine Figuren. Das sind zwei der ganz großen Stärken des Buches.

Ich habe das Buch auf Englisch gelesen, ich weiß also nicht, wie die deutsche Übersetzung ist (das deutsche Cover mag ich nicht besonders). Aber die ersten Sätze, die ich in der Vorschau gesehen habe, lassen Gutes ahnen, und Geschichte ist auf jeden Fall unglaublich lesenwert.

Lindstrom, Eric:
Wie ich dich sehe
Carlsen, ISBN 978-3551583475
Gebundene Ausgabe € 16,99

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